Die Freude, das wir am Pass sind, ist groß, aber bald drängt Rinzi zum Abstieg in Richtung Muktinath. Natürlich hatten wir gelesen, das es auch der Abstieg von 1800 Höhenmetern in sich hat, aber wir gingen davon aus, das der Aufstieg die größere Herausforderung sei. Es hätte uns Aufmerksam machen müssen, das Rinzi immer von der Etappe “Über den Pass und nach Muktinath” sprach, wenn wir über die Etappe “zum Pass” sprachen. Die erste knappe Stunde ging angenehm und richtig flott über einen schneeigen, leicht abschüssigen Weg. Aber dann ging es los: Der Weg wurde immer vereister und schwieriger. Wir rutschten (trotz Trekkingstöcken und guten Stiefeln) beide mehrfach auf dem schmalen Pfad aus und das direkt am Abhang. Mehrere Trinkpausen und Schokolade als Notverpflegung halfen auch nur bedingt. Erstmalig kamen auch Gedanken, was wohl wäre, wenn die Etappe keinen glücklichen Ausgang nehmen würde. Die vereisten Stellen konnte man unter der dünnen frischen Schneedecke nicht sehen, aber die Sherpas und Lamas haben die Erfahrung und sicher auch ein Gespür dafür. Unser guter Guide packte die Expeditionsleitung am Oberarm und ging und schlitterte den Eishang hinab. Ich versuchte, dicht dahinter zu bleiben. Ich geb’s zu, ich hatte eine Scheißenangst.
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